Frigyes Hidas
Frigyes Hidas †

Frigyes Hidas (1928-2007) gehört der Generation der ungarischen Komponisten an, deren Laufbahn nach dem zweiten Weltkrieg, d. h. nach bestimmenden kompositorischen Einfluß von Kodály und Bartók, gestartet wurde.

In den Jahren 1951/52 begann Frigyes Hidas als Dirigent des Jugendtheaters von Budapest seine musikalische Karriere.

Von 1951 bis 1966 wirkte er als musikalischer Leiter des Nationaltheaters, zwischen 1959 und 1962 war er Leiter des Chores der Budapester St.-Stephans-Basilika, wirkte später in den Jahren 1974-1979 als Musikdirektor des Hauptstädtischen Operettentheaters. Im Folge seiner täglichen Aktivität schrieb er die Musik zu zahlreichen Bühnenwerken, Fernseh-, Hörspielen und Filmen (Die namenlose Burg, Der Donauschiffer, Rab Ráby, Nixe auf dem Siegelring, Militärmusik, Nachbarn). Besonders erfolgreich war seine Musik zum Ballett Die Zeder (1975), die von dem berühmten Gemälde von Tivadar Kosztka Csontváry inspiriert war und dessen Choreographie von László Seregi stammt. Nach Ferenc Karinthys Einakter Bösendorfer komponierte er für das Musikalische Fernsehtheater eine Kurzoper.

Doch auch mit seinem imposanten instrumentalen Lebenswerk (Konzerten, Orchesterstücken und Kammermusik für unterschiedlich große Instrumentalensembles) leistete er einen bedeutenden Beitrag zur Bereicherung des zeitgenössischen ungarischen Instrumentalrepertoires. Besonders die Popularität seiner Bläserkonzerte und Kompositionen für Blasorchester sind beachtenswert. In Ländern mit einer großen Blasmusiktradition kann es mit der Spielhäufigkeit der Werke von Liszt und Bartók gemessen werden. Das Concerto für Oboe ist ein frühes doch ein reifes Werk des Komponisten: dieses Stück war seine Diplomarbeit an der Musikakademie, Die meisten ungarischen Komponisten des 20. Jahrhunderts zog es auch eher zum Klavier und den Streichinstrumenten als zu den Bläsern. Dies hat mit Sicherheit damit zu tun, dass die ersteren traditionell als Stärke der ungarischen Musikpädagogik galten, und die beiden bestimmenden Meister der ersten Jahrhunderthälfte, Bartók und Kodály, diesen Instrumenten den Vorzug gaben. Jedoch wendeten sich einige Mitglieder der ihre Studien nach 1945 beginnenden Komponistengeneration – die bis dato ungenutzten Möglichkeiten erkennend – früh der Blasmusik zu; ein gutes Beispiel hierfür ist, dass zum Beispiel Emil Petrovics‘ Flötenkonzert und Miklós Kocsárs Hornkonzert als kompositorische Diplomarbeit entstanden. Auch Frigyes Hidas beschloss sein Studium an der Musikakademie mit seinem 1951 entstandenen Oboenkonzert.

Formal folgt das Werk dem klassischen dreisätzigen Concerto-Modell, im Stil passt es sich jedoch der volksliedorientierten, divertimentohaft-leichten musikalischen Sprache der Zeit an. Es ist anzumerken, dass während sich die meisten Kollegen Hidas‘ um die Wende der 50er-60er Jahre von diesem Stil entfernten, auch für Hidas‘ spätere Kompositionen die leicht verständliche, tonale Klangwelt und die sehr oft leichte Tonsprache charakteristisch blieben. Das eröffnende Allegro hat ähnlich wie die ersten Sätze der klassischen Konzerte eine Sonatenform. Dem durch Stakkati und Zweierbindungen artikulierten Grazioso – Hauptthema, welches das Soloinstrument erklingen lässt, geht eine kurze, viertaktige Einleitung des Orchesters voraus. Das Winde-artige Thema entwickelt sich aus einem in Sekunden voranschreitenden, umherkreisenden Motiv, welches – in Anbetracht dessen, dass es in allen drei Sätzen als Basis dient – zugleich den inneren Zusammenhalt der Großform gewährleistet. Das Nebenthema – welches ebenso von der Solooboe gespielt wird – erklingt traditionsgemäß in der dominanten Tonart, und kontrastiert durch seine langen Notenwerte und seinen melodischen Charakter zu dem Hauptthema. Das Schlussthema ist wieder leicht und befreit. Das originellste Moment des Satzes ist die Reprise des Nebenthema-Abschnitts, in welchem vorher von der Oboe zu Gehör gebrachtes Material in das Orchester gelangt, während das Soloinstrument rhythmisch freie Figurationen spielt. Der langsame Satz des Werkes ist ein Andante im 6/4 – Takt, dessen Grundcharakter durch die lyrisch gefühlvolle, fließende Melodie der Oboe bestimmt wird, eine Art „Musik der Nacht“ im bartókischen Sinn, während in der Harmonisierung kann man hauptsachlich den Einfluss Kodálys erkennen. Das Finale ist ein schnelles, heiteres Sonatenrondo.

Rita Kaisinger