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Opernzyklus am 25. Oktober 2003 | 19:30 | Mozart-Saal | Konzerthaus

25. Oktober 2003 | 19:30

Ein Zyklus konzertanter Opernaufführungen mit Werken von
Joseph Haydn (3. Abend)
Il mondo della luna
Dramma giocoso in tre atti
Hob. Hob. XXVIII:7 (1777)
Libretto nach Carlo Goldoni

18:30 Uhr – Mozart-Saal: Werkeinführung mit Dr. Harald Haslmayr

Andreas Schagerl (Tenor) – Ecclitico
Andreas Jankowitsch (Bariton) – Ernesto
Markus Nieminen (Bariton) – Buonafede
Sewan Salmasi (Sopran) – Clarice
Teresa Gardner (Sopran) – Flaminia
Maren Engelhardt (Mezzosopran) – Lisetta
Thomas Ebenstein (Tenor) – Cecco
Shin Taniguchi (Bariton) – ein Schüler/Chor
Kerem Sezen (Bass) – ein Schüler/Chor
Robert Pertl (Bariton) – ein Schüler/Chor
Lukas Kargl (Bariton) – ein Schüler/Chor
Tiziano Duca – Dirigent
Konzertvereinigung im Wiener Konzerthaus
Continuo:
Petra Zenker – Cembalo
Gabriele Janezic – Violoncello

Rezension von Dominik Troger bei www.operinwien.at

Zum Inhalt:

Il mondo della luna, (Die Welt auf dem Monde)
Musik: Joseph Haydn. Dramma giocoso in 3 Akten.
Libretto nach Carlo Goldoni
Erstaufführung in Esterháza am 3. August 1777.

Inhalt der Oper:
I. Akt
Dottore Ecclitico („Ekliptikus“),Ernesto und dessen Diener Cecco bereiten eine Verschwörung gegen den reichen Einfaltspinsel Buonafede („Gutgläubig“) vor. Ecclitico, der sich als Astrologe ausgibt, macht dem Alten weis, auf dem Monde existiere eine ähnliche, aber viel bessere Welt, und gaukelt ihm mit der Hilfe eines Apparates durch das Fernrohr eine Reihe von sehr angenehmen Szenen von dort vor. Man kann dort Frauen beobachten, wie sie zu Bett gehen. Der entzückte Buonafede bedankt sich mit einem Geldbeutel(Ouverture, Coro e recitativo, Intermezzo, Arie des Buonafede).
Ecclitico hat es jedoch nicht auf das Geld des Alten abgesehen, sondern auf dessen Tochter Clarice, ebenso wie sein Freund Ernesto, Sohn eines Barons, auf die andere Tochter Flaminia. Ernestos Diener Cecco liebt die Kammerzofe der beiden Töchter, Lisetta (>>Mi fanno ridere>>). Ecclitico entwickelt einen Plan, wie dem Buonafede die Mädchen abzulisten wären.
Die beiden Töchter, die besonnenere Flaminia (>>Ragion nell’alma siede>>) und die temperamentvolle Clarice beraten ihre Lage. Buonafede will ihnen aus Geiz wegen der anfallenden Mitgift die Heiratserlaubnis nicht geben, und würde sie am liebsten im Zimmer einschließen. Selbst aber schäkert er mit Lisetta, die ihm des Geldes wegen Liebe vorheuchelt, sich aber heimlich über ihn lustig macht.
Finale I: Ecclitico erscheint, um sich vorgeblich für immer von Buonafede zu verabschieden, weil er dem Ruf des Mondkaisers folgen müsse. Buonafede, der gleich mit möchte, wird durch einen „Zaubertrank“ eingeschläfert und in Eccliticos Garten gebracht.

II. Akt
In Eccliticos Garten, der als „Welt auf dem Monde“ hergerichtet ist (Sinfonia), wird dem wiedererwachten Buonafede eine erstaunliche Zeremonie vorgeführt: Ecclitico, der als Zeremonienmeister des Mondkaisers amtiert, läßt Buonafede neu einkleiden. Dieser erfreut sich an den Blumen, an der Musik, den Tänzen, dem Echo (Balletto, Coro, Arie Ecclitico, Marcia). Dann erscheint der verkleidete Cecco als Kaiser und erkärt Buonafede, was auf der Erde alles verkehrt ist. In seinem Gefolge ist Ernesto als Abendstern Hesperus, er erzählt von den Sitten auf dem Mond. Buonafede ist vom Mondleben begeistert (Aria con balletto).
Lisetta, mit verbundenen Augen aus Buonafedes Haus hergeführt, wird von Buonafede umworben (Duetto). Sie spielt in der Komödie mit, als sie in dem Mondkaiser den verkleideten Cecco erkennt, der sie als Mondkaiserin auf den Thron erhebt. Finale II: Mit großem Pomp – und in „Mondsprache“ – wird Flaminia mit Hesperus, Clarice mit Ecclitico vermählt. Sobald man Buonafede der Mitgift halber den Schlüssel zu seinem Geldschrank abgeluchst hat, wird die Komödie für beendet erklärt. Buonafede tobt.

III. Akt
Ecclitico will Buonafede nur nach Hause gehen lassen, wenn er gute Miene zum bösen Spiel macht. Nach kurzem Sträuben gibt der Alte nach, willigt in die geschlossenen Verbindungen ein und gewährt den Mädchen ihre Mitgift (Intermezzo, Duetto, Finale III).

Il mondo della luna – Die Welt auf dem Monde

Haydns siebente italienische Oper, „Il mondo della luna“ (Die Welt auf dem Monde) wurde 1777 für die Hochzeit des zweiten Sohnes des Fürsten Nikolaus I., des „Prachtliebenden“, Graf Nikolaus, mit der Gräfin Anna Maria Weißenwolf, einer Nichte der Fürstin, komponiert. Die Uraufführung fand im Rahmen der Hochzeitsfeierlichkeiten am 3. August des Jahres auf Schloß Eszterháza statt. Gleichzeitig wurde zu diesem Anlaß ein Ballett gegeben, das auf Eszterházy schon seit längerem im Repertoire stand, und eine deutsche Marionettenoper, „Genovevens vierter Teil“, uraufgeführt. (Die Musik, vermutlich teilweise von Haydn, ist heute verschollen.) „Il mondo della luna“ ist nach „Lo speziale“ (1768) und „Le pescatrici“ (1769) bereits das dritte Textbuch Carlo Goldonis, des neben Carlo Gozzi wohl bedeutendsten italienischen Bühnenschriftstellers dieser Zeit, das Haydn für die Eszterházaer Bühne vertonte. Genauso wie in den beiden anderen Fällen stand Haydn dieses Textbuch aus zweiter Hand zur Verfügung. Die ursprüngliche Fassung Goldonis war zum ersten Mal 1750 von Baldassare Galuppi in Venedig vertont worden und hatte mit mehr oder weniger großen Änderungen schon mehreren Komponisten vor Haydn als Libretto gedient, darunter Giovanni Paisiello (Neapel 1774) und Gennaro Astaritta (Venedig 1775). Der unbekannte Bearbeiter des Librettos folgte dem Goldonischen Original bis vor das Finale des zweiten Aktes und verwendete dann die Fassung der Oper Astarittas. (Der Esterházysche Tenor Karl Friberth, der noch 1775 für Haydn den Text zu „L’incontro improvviso“ eingerichtet hatte, dürfte die Textfassung vermutlich nicht mehr erstellt haben, denn er verließ 1776 den Esterházyschen Dienst.)

Die Komposition von „Il mondo della luna“ fällt bereits in jene Zeit, als schon – ab 1776 – ständiger Repertoirebetrieb auf Eszterháza herrschte. Daher sind für die Rollen auch nicht mehr die vorwiegend deutschen Sänger vorgesehen, für die Haydns seine früheren Festopern schrieb und die nun Eszterháza nach und nach verließen, sondern das eigens für das durchwegs italienische Repertoire eingestellte italienische Sängerpersonal. Andererseits aber wurde die Oper nicht ins ständige Repertoire auf Eszterháza aufgenommen: „Il mondo della luna“ ist die einzige der späteren Opern Haydns, die – von wenigen Wiederholungen im selben Jahr 1777 abgesehen – tatsächlich auch „Einzelereignis“ im Repertoire blieb. Trotzdem ist gerade diese Oper in teilweise drei verschiedenen Fassungen überliefert: einer „Urfassung“, in der Ecclitico noch durch einen Alt (statt einem Tenor), Ernesto durch einen Tenor (statt einem Alt) und Lisetta durch einen Sopran (statt einem Alt) gesungen wurde; einer „verbreiteten“ Fassung, in der das Werk für den Musikalienmarkt kopiert wurde, und in Letztfassungen einzelner Nummern, die von Haydn dann noch einer neuerlichen Bearbeitung unterzogen wurden. Die heutige Aufführung folgt der von H. C. Robbins-Landon bei Bärenreiter verlegten Fassung. Hans Swarowsky redigierten Fassung: die Rolle Ernestos wird durch einen Bariton, jene Eccliticos durch einen Tenor verkörpert.

„Il mondo della luna“ entspricht der Mischform einer sog. Opera semiseria, einer „halbernsten“ Oper, die im Rahmen einer eigentlich „heiteren“ Buffo-Handlung massive „ernste“ Elemente aufweist. (Darauf deutet auch schon die Genrebezeichnung „Dramma giocoso“, heiteres Drama, hin.) Diesem Schema sind die handelnden Personen des Librettos einzeln zuzuordnen: Nur Buonafede, Cecco und Lisetta stellen reine Buffo-Figuren dar, Clarice und Ecclitico nehmen an beiden Sphären teil, Ernesto und Flaminia sind durchwegs ernste Rollen. (Der Bearbeiter hat, in den Kategorien der Operngenres betrachtet, einen Stilbruch begangen, wenn er Ernesto und Flaminia am Ende des II: Aktes in die alberne Mondsprache miteinstimmen läßt.) Haydns Vertonung hält sich in den Grundzügen an diese Rollenverteilung, wobei aber, wie bei Haydn oft, stets ein starker Trend zur „ernsten“ Seite hin zu spüren ist. Manche zusammengesetzten Ensemble-Stücke sind im rasanten Buffo-Stil gehalten und haben einen „ernsten“ Abschnitt. Ernestos feierliche Arie „Qualche volta non fa male“ mit ihren abwechselnden Moll- und Durteilen übersteigt in ihrem musikalischen Gehalt den Text bei weitem: Haydn hat sie 1782 zum Benedictus der Mariazeller Messe (Chor mit Soloquartett) umgestaltet. Glanzpunkte der Vertonung sind die prächtige Ouvertüre, die Haydn dem 1. Satz der Symphonie Nr. 63, „La Roxelane“ zu Grunde legte, und Lisettas Arie „Una donna come me“, eine der vielleicht schönsten Ausgestaltungen des vierteiligen Typs in abwechselnd gerader und ungerader Taktart. In seiner Arie „Che mondo amabile“ flötet Buonafede mit dem Mund und konzertiert mit acht Blasinstrumenten: Sie gehört mit in das Ensemble der Arien und kleinen Instrumentalstücke, die hauptsächlich der Vorspiegelung der Welt auf dem Monde dienen. (Gerhard. J. Winkler) Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Internationalen Haydntage Eisenstadt

 

Dr. Harald Haslmayr: Joseph Haydn und die Oper
Analog zum Titel des unvollendet gebliebenen Aufsatzes über das Werk seines Lehrers von Alban Berg „Warum ist Schönbergs Musik so schwer verständlich?“ ließe sich heute fragen: „Warum sind Haydns Opern so unbekannt?“ – Neben vielen Erklärungsmöglichkeiten scheint vor allem ein Grund für diese rezeptionsgeschichtliche Situation verantwortlich zu sein: Haydns Opern hatten das Pech, historisch genau zwischen den Opernreformen Christoph Willibald Glucks und den genialen Meisteropern Wolfgang Amadeus Mozarts zu liegen – bis heute hat sich Haydns Opernschaffen nicht aus dem Windschatten dieser beiden wahrhaft epochalen künstlerischen Strömungen lösen können.

In diesem Zusammenhang bleibt auch daran zu erinnern, daß Haydn die Werke seiner „Konkurrenten“ lebhaftest rezipierte: mit Mozart war Haydn bekanntlich nicht nur in persönlicher Freundschaft verbunden, sondern er führte im Operntheater von Schloß Esterháza auch mehrere Opern des Salzburger Meisters auf – Ironie der Geschichte, dass Haydn just am 14. Juli 1789, dem Tag des Sturmes auf die Bastille, den Eingang der Partitur von Mozarts „Le nozze di Figaro“ bestätigte! – und Gluck betreffend komponierte Haydn ein Libretto, das bereits als Gluck-Oper vorlag, nämlich „L’incontro improvviso“ (1775), und die „Armida“-Komposition von 1783 läßt sich sogar phasenweise als „Kommentar“ zur „Armida“ von Gluck auffassen. Kurz, Haydn war gerade das Genre Oper angehend, stets au courent, und war sich nicht zu schade, in seiner Antwort auf eine Anfrage aus Prag aus dem Jahr 1787, eine „opera buffa“ zu komponieren, die musiktheatralische Überlegenheit Mozarts in bis heute berührender Weise einzugestehen:

Aber auch da hätte ich noch viel zu wagen, indem der große Mozart schwerlich jemanden anderen zur Seite haben kann. Denn könnt ich jedem Musikfreunde, besonders aber den Großen, die unnachahmlichen Arbeiten Mozarts, so tief und mit einem solchen musikalischen Verstande, mit einer so großen Empfindung in die Seele prägen, als ich sie begreife und empfinde; so würden die Nationen wetteifern, ein solches Kleinod in ihren Ringmauern zu besitzen. Prag soll den theuern Mann fest halten – aber auch belohnen; denn ohne dieses ist die Geschichte großer Genien traurig, und giebt der Nachwelt wenig Aufmunterung zum fernern Bestreben; weßwegen leider so viel hoffnungsvolle Geister darnieder liegen. Mich zürnet es, daß dieser einzige Mozart noch nicht bey einem kaiserlichen oder königlichen Hofe engagirt ist! Verzeihen sie, wenn ich aus dem Geleise komme; ich habe den Mann zu lieb. Ich bin etc. Joseph Hayden.

Darüber hinaus hat der amerikanische Musikologe Charles Rosen in seinem Buch „Der klassische Stil“ darauf hingewiesen, daß Haydn als Meister der Instrumentalmusik (Streichquartett, Symphonie) über eine so hochdifferenzierte Meisterschaft in der kompositorischen Gestaltung kleinster Takteinheiten verfügte, daß diese Zugangsweise ihn bei der Architektur „großer“, dramatischer Spannungsbögen für die Oper sogar behindert haben mochte.

Wie immer dem auch sein mag, ist es hoch an der Zeit Haydns Opernschaffen neu zu entdecken. Und man lasse sich nicht täuschen: obwohl Haydn eben als Meister der Instrumentalmusik gilt, widmete er sich in einem bedeutenden Abschnitt seines Lebens beinah ausschließlich dem Genre „Oper“, der noch im 18.Jahrhundert ohne Zweifel höchstgeschätzten Kunstgattung überhaupt. Von1776 – 1784 war Haydn gleichsam „hauptberuflich“ Opernkapellmeister im Operntheater von Esterháza, dem ungarischen Versailles südlich des Neusiedlersees, für das er freilich schon zuvor Opern komponiert hatte, wie eben „L’infedeltà delusa“ von 1773. Aus heutiger Sicht läßt sich kaum noch nachvollziehen, welche ungeheure Arbeitsleistung Haydn in diesen Jahren zu erbringen hatte:

Im Jahrzehnt von 1770 – 1780 dirigierte Haydn nicht weniger als 1038 Aufführungen, davon 60 (!) Uraufführungen. Im Jahr 1786 präsentierte er an 125 Spielabenden – Dezember und Jänner waren die beiden einzigen spielfreien Monate – acht Erstaufführungen und neun Reprisen! Von den 78 bis zum Jahr 1784 gespielten Opern stammten 15 von Haydn selbst.

Weiters gilt es zu bedenken, dass Haydn ja keine „Partituren“ im heutigen Sinn geliefert bekam, sondern die einzelnen Stimmen mühsam für seine Möglichkeiten umarbeiten oder sogar eigene Einlagearien komponieren musste, von der Mühe des Notenkopierens ganz zu schweigen. Genauso war er für die Auswahl der Sänger und die Koordinierung der Proben zuständig, ja er wurde sogar für die Ausarbeitung der Bühnen- und Kostümentwürfe herangezogen. Ab 1771 assistierte ihm dabei der aus Italien engagierte Pietro Travaglia.

Die Auswahl der Opern wurde durch Vertrauensmänner des Fürsten in den internationalen, vor allem natürlich italienischen Opernzentren erleichtert, ja vielleicht allererst ermöglicht. So war in Rom der eben so genannte „Consigliere“ Leopoldo Mazzini für die Esterházy tätig (ab 1775 erhielt er für seine Beratertätigkeit, die auch die Literatur und die bildende Kunst umfaßte, sogar ein regelmäßiges Gehalt), in Bologna stand der Dichter Martelli zur Verfügung, in Mailand der Graf Lemberg und schließlich in Venedig der Graf Durazzo. Diese Auflistung zeigt in aller Deutlichkeit die italienische Ausrichtung der Opernästhetik der Esterházy, von Ideen zur Errichtung eines Deutschen Nationaltheaters, wie dies 1776 ja Joseph II. in Wien versuchen sollte, war man hier weit entfernt. Freilich gelangten auch in Deutsch gesungene Singspiele zur Aufführung, und auch die Darbietungen in den von Wandertruppen vorgetragenen Schauspielen waren natürlich auch deutschsprachig.

Wie wir bereits wissen, setzte Haydns Tätigkeit als Opernkomponist bereits vor seiner Zeit in Esterháza ein. Nach dem komödiantischen Experiment „Der krumme Teufel“ der Wiener Zeit, führte Haydn 1763 gleichsam als theatralischen Einstand seine Festa teatrale „Acide“ in Eisenstadt anläßlich der Hochzeit des späteren Fürsten Paul Anton II. mit Maria Theresia Gräfin Erdödy auf. Nach zwei erhaltenen Komödien, nämlich “La Marchesa Nespola” (ca. 1763) und “La canterina” (1766) und einigen verschollenen musikalischen Komödien, setzt sich Haydn Ende der sechziger Jahre erstmals mit Werken des für die Struktur der Buffo-Oper tonangebenden Venezianers Carlo Goldoni auseinander: “Lo speziale” (1768) und “Le pescatrici” (1769). Am 26. Juli 1773 kam „L’infedeltà delusa“ zur Aufführung, die erste Gestaltung eines türkischen Sujets ist das Dramma giocoso “L’incontro improvviso” (1775) – zwölf Jahre später sollte Mozart seinen „Don Giovanni“ ebenfalls unter die Bezeichnung Dramma giocoso stellen.

Nach der intensiven Ausweitung des Opernbetriebes im Jahr 1776 schreibt Haydn seine dritte Goldoni-Oper „Il mondo della luna“(1777), die erste seiner Opern, die sich im 20. Jahrhundert einer veritablen Renaissance erfreuen sollte. Noch vor dem verheerenden Brand des Operntheaters am 18. November 1779 hatte Haydn „La vera costanza“ (ca. 1778) komponiert – von dieser Oper existiert nur noch die 2. Fassung von 1785 – und auch die ins Oratorienhafte hinüberspielende Metastasio-Oper “L’isola disabitata” (1779), die bezeichnenderweise die Bezeichnung Azione teatrale trägt. Die Wiedereröffnung des neu hergestellten Operntheaters erfolgte am 25. Februar 1780 mit „La fedeltà premiata“ – in völlig neue Bereiche der Operngattung sollten schließlich Haydns letzte beide Opern für Esterháza weisen:
„Orlando paladino“ (1782) – ein Stoff aus Ariosts „Orlando furioso“ verläßt die heitere Welt der Buffa und wird deshalb auch als Dramma eroico-comico bezeichnet, und vollends das Dramma eroico „Armida“ (1783), dem Epos „Gerusalamme liberata“ von Torquato Tasso folgend, wird in die Bereiche der Opera seria vordringen, ohne deren traditionellen Forderungen – wie wir sehen werden – mehr völlig Genüge zu tun.

Dr. Harald Haslmayr
Der Kulturhistoriker Harald Haslmayr wurde 1965 in Graz geboren. Studium der Geschichte und Deut-schen Philologie. 1994 promovierte er mit einer Arbeit über geschichtsphilosophische Aspekte im Werk Robert Musils. Seit 1991 ist er Lehrbeauftragter und Assistent am Institut für Wertungsforschung an der Universität für Musik und darstellende Kunst sowie Lehrbeauftragter am Institut für Österreichische Ge-schichte an der Karl Franzens Universität Graz. Zahlreiche Publikationen zu kulturhistorischen, ästhetischen und philosophischen Themen. 1999 erschien sein bemerkenswertes Musikporträt „Joseph Haydn, sein Werk – sein Leben“ im Verlag Holzhausen.

Opernzyklus am 25. Oktober 2003 | 19:30 | Mozart-Saal | Konzerthaus

Details

Datum:
25. Oktober 2003
Zeit:
19:30
Veranstaltungskategorie:

Veranstaltungsort

Konzerthaus
Lothringerstraße 20
Wien, 1030 Österreich
Telefon:
+43 1 242002
Webseite:
www.konzerthaus.at

Veranstalter

Wiener Konzerthaus
E-Mail:
office@konzertvereinigung.at
Webseite:
www.konzertvereinigung.at